Mitarbeiter*innen
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Ich arbeite seit fast 10 Jahren im FFBIZ Archiv und vermutlich wechselt mindestens jedes Jahr mein Lieblingsobjekt. Deshalb habe ich überlegt, welches Objekt mich am stärksten mit dem Archiv verbindet, und bin dabei auf die Dokumentationen der Sommeruniversitäten der Frauen in West-Berlin gekommen. 2010, ich war mitten in meiner Magisterarbeit, kam ich zur Recherche ins FFBIZ, um unter anderem die Dokumentationen der Sommeruniversitäten zu durchforsten. Ursula Nienhaus verwickelte mich gleich in ein längeres Gespräch, in dem es neben dem Inhalt meiner Arbeit auch um meine beruflichen Perspekiven ging. Meinen Berufswunsch – Archivar – konnte Ursula nicht nachvollziehen. Immer wieder, auch in den Jahren danach, fragte sie mich, ob ich nicht doch in die Forschung wolle. Aber für mich war klar, dass ich unbedingt im Archiv arbeiten wollte. So kam es, dass Ursula mir bereits am Ende dieses ersten Gesprächs ihre Nachfolge anbot. Im Jahr 2011 arbeitete ich als freier Mitarbeiter im FFBIZ und wurde von Ursula sozusagen angelernt, 2012 fing ich nach Abschluss meines Geschichte-Studiums und Ursulas Ausscheiden als Projektleiter an. Die Sommeruniversitäten der Frauen haben mich seitdem immer wieder begleitet. Die Themenvielfalt, die innerhalb dieser Tagungen bearbeitet wurde, ist so groß, dass sie eine wertvolle Quelle für viele Nutzer*innen darstellen. Hinzu kommt, dass es viele spannende Verbindungen zu anderen Beständen gibt, z.B. Tonaufnahmen von Hilde Radusch auf einer der Sommeruniversitäten, Unterlagen und Fotos der Vorbereitungsgruppe im Nachlass von Annemarie Tröger. Da gibt es noch Einiges zu entdecken.
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Dieses Flugblatt aus dem FFBIZ-Archiv richtet sich gegen den § 218 und wurde anlässlich des Ärztekongresses vom 12.–17. Juni 1973 von einer Gruppe aus dem ersten Frauenzentrum in Berlin in der Hornstraße 2 erstellt und verbreitet.
Ich unterstütze die Forderungen des Aufrufs vollkommen und mir gefallen das Faust-Symbol mit dem Frauenzeichen und die 1970er Jahre Graphik der Schriftzeichen sehr.
Aber das Dokument weckt auch persönliche Erinnerungen. 1986 zog ich mit meinem zweijährigen Sohn in den Kiez, gleich um die Ecke von der Hornstraße, nur 2–3 Minuten zu Fuß vom ehemaligen Frauenzentrum entfernt und habe mehr als 10 Jahre in der Gegend gelebt.
Nach dem Umzug des ersten Frauenzentrums in die Stresemannstraße zog später ein selbstverwalteter Kinderladen (Eikita) in die Räume im Erdgeschoss ein. Fast alle Eltern wohnten in der kleinen Straße oder ganz in der Nähe und auch mein Sohn besuchte die Eikita.
So fand das damalige Frauenzentrum eine „würdige“ Nachfolgerin, denn auch die Eikitas der 1980 Jahren waren ein Ergebnis der neuen Frauenbewegung.
Seit 2009 arbeite ich im FFBIZ-Archiv u.a. mit Flugblättern, Fotos oder Protokollen vom ersten Frauenzentrum und manchmal stelle ich mir die Menschen, die Atmosphäre und die vielfältigen Aktivitäten in den Räumen vor.
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Als ich im Frühjahr 2015 für ein Praktikum im FFBIZ nach Berlin zog, wusste ich weder, dass ich in der Stadt ein langfristiges Zuhause gefunden hatte, noch, dass ich mich ad hoc in die Archivarbeit verlieben würde. Mir war es in erster Linie wichtig gewesen, ein Praktikum in einer feministischen Einrichtung zu machen. Dass ich dafür beim FFBIZ landete, war eher ein Zufall (oder doch Schicksal?!). Was mich in den Rollregalen des FFBIZ erwartete, war wie eine Zeitreise: Protokolle feministischer Gruppen aus den 70er Jahren, Transparente, Nachlässe. Feministische Geschichte sehen, anfassen und riechen, und bis heute ist es jedes Mal wieder ein Bisschen, als ob ich dabei gewesen wäre. Und dabei war ich ab diesem Punkt auch im FFBIZ. Mal als Ehrenamtliche, Honorarkraft oder Projektmitarbeiterin. Mal mehr – mal weniger.
Als ich die Kisten zum Frauenbuchladen „Labrys“ das erste Mal aus den Regalen hob, entdeckte ich direkt den Pflasterstein. Die ehemaligen Labrys-Mitstreiter*innen, die vorbeikamen um ihre Geschichte als erster Frauenbuchladen Westberlins nachzurecherchieren, erklärten mir, was es damit auf sich hatte: Der Pflasterstein war eines Nachts durch die Schaufensterscheibe des Frauenbuchladens geflogen. Offenbar, so vermuteten sie, aus Hass gegen Feminist*innen oder dagegen, dass Männer keinen Zugang zum Laden hatten. Und was machten die Frauen daraus? Sie behielten ihn und nutzen ihn fortan als Briefbeschwerer – welch großartige Metapher für die Widerständigkeit feministischer Bewegungen.
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Ehrenamtliche / Ehemalige Mitarbeiter*innen
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Dass es feministische Archive und Bibliotheken gibt, habe ich während meines Studiums der Empirischen Kulturwissenschaft in Tübingen entdeckt. In einem Methoden-Seminar waren wir im baf – Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs. In meinem Masterstudium habe ich mich dort durch Fotos und Flugblätter zu Walpurgisnacht-Demonstrationen gewühlt. Im Schlepptau von zwei baf-Frauen kam ich im Sommer 2016 auch zum ersten Mal ins FFBIZ und war völlig überwältigt von den Rollregalen voller feministischer Geschichte. Seitdem darf ich dort regelmäßig in Projekten mitarbeiten. Zum Beispiel im Projekt zur feministischen Radiosendung Dissonanzen:
Die Dissonanzen, die von 1987 bis 1991 bei Berlins erstem privaten Radiosender Radio 100 zu hören war, kam, aufgenommen auf 100 Kassetten, ins FFBIZ und wurde im Projekt digitalisiert und kann nun zu großen Teilen direkt über den META-Katalog angehört werden. Die Sendungen im Projekt durchzuhören hat riesigen Spaß gemacht. Sie lebt von den vielen unterschiedlichen Perspektiven der bis zu 50 Redakteurinnen, die daran mitgewirkt haben. Es gibt Schwerpunktsendungen zu Künstlerinnen, Autorinnen und Musikerinnen und Beiträge zu den Themen Sexismus in der Schule, Frauen und Computer und Gewalt gegen Frauen (auch innerhalb der linken Szene). Am meisten hat mich aber die Musikauswahl begeistert, welche die Redakteurinnen getroffen haben. Sie wollten vor allem Musik von Frauen spielen. Für die Onlinestellung mussten wir die Musik leider rausschneiden. Einige Lieblingstracks habe ich aber in der Spotify-Playlist (Best of) Dissonanzen gesammelt.
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