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Fotoprojekt Rita Thomas

Digitalisierung
Paarfoto von Tommy und ihrer Freundin. Sie sitzen auf dem Sofa und Tommy hat ihren Arm auf ihre Schulter gelegt.
Tommy und Helli, Garten an der Oderbruchkippe, Landsberger Allee, 1967

Die 1931 in Berlin-Weißensee geborene Rita Thomas war sich schon früh darüber klar, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt. Seit ihrem 15. Lebensjahr nannte sie sich „Tommy“. Ganz selbstbestimmt war auch ihr beruflicher Werdegang: Nach Hilfsarbeiten im Schaustellergewerbe machte sie eine Ausbildung zur Tierfriseurin, arbeitete in einem Hundesalon in Berlin-Friedrichshain, dressierte Hunde für Theater und Film und betreute Tiere in der Schutzhunde-Staffel in Berlin-Buch.

Rita Thomas hat ihre Freundschaften zu Frauen zeitlebens offen ausgelebt. Sie verkehrte in denjenigen Homosexuellenlokalen West-Berlins, die Frauentage hatten. Nach dem Mauerbau 1961 richtete sie ihre Wohnung in Berlin-Friedrichshain als Treffpunkt für homosexuelle Frauen und Männer ein. Mit engeren Freundinnen traf sie sich in ihrer Datsche in Weissensee. 1973 war sie Mitgründerin der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (HIB), dem ersten Zusammenschluss von Lesben und Schwulen im damaligen Ostblock und spielte auch in deren Kabarett Hibaré mit. Aus der HIB entstand eine Gruppe, die sich eine Zeit lang in den Räumen von Charlotte von Mahlsdorf traf. Daraus entstand in den 1980er Jahren ein regelmäßig immer sonntags stattfindendes Treffen an verschiedenen Orten, woraus 1990 der Verein Sonntagsclub e.V. entstand.

Gruppenfoto von fünf verkleideten Personen u.a. Tommy (2.v.r.); drei namentlich bekannte Personen, Tommy, unbekannte Person (r.)
Foto Faschingsfest im Lichtenberger Krug, 1970er Jahre C Rep. 40 Acc. 4 Nr. 174 Berlin-Ost 23 Fotosammlung Rita Thomas

Rita Thomas hat all diese Lebensstationen auf Fotografien festgehalten. In einer großen Bandbreite dokumentieren sie öffentliche und private Momente aus ihrem Leben. Ihre große Sammlung umfasst viele Fotografien, die ein ungezwungenes Miteinander unter Frauen zeigen, beinhaltet aber auch viele Fotografien der Zusammenkünfte von Lesben und Schwulen sowie seltene Dokumente rund um die Gründung der HIB. Die Sammlung birgt – insbesondere in Hinblick auf die Darstellung von Intimität zwischen Frauen – äußerst rare Dokumente, was ihre zeitgeschichtliche Bedeutung betont.

Erste Dokumente und Fotografien aus Tommys Leben wurden 2003 in der Ausstellung „mittenmang. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1945 bis 1969“ im Schwulen Museum gezeigt. Rita Thomas hat dem Museum nach Anschluss der Ausstellung einige Fotografien und Dokumente überlassen. Ein lebensgeschichtliches Interview mit Rita Thomas befindet sich im Archiv der anderen Erinnerungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Geführt haben es Babette Reicherdt und Karl-Heinz Steinle im Dezember 2016. Seit Sommer 2017 fanden mehrere Treffen mit Tommy, Karl-Heinz Steinle, Andrea Rottmann und Roman Klarfeld im FFBIZ statt. In diesem Zusammenhang konnten über 200 Fotos digitalisiert und erschlossen werden. Die Sammlung umfasst Fotos seit ihrer Kindheit bis heute. Aus rechtlichen Gründen kann ein Großteil der Digitalisate nur in den Räumen des FFBIZ-Archivs eingesehen werden.